Freitag, 20. März 2020

Corona Diaries – Tag 1 – „sei dir selbst am nächsten“

Die Monitore sind installiert, die Tastatur klemmt bisweilen und die Maus regiert nur fahrig auf meine Befehle. Bis auf den Ausblick auf den wunderschönen Innenhof im Stile der Nachkriegs 50er Jahre und der noch massiven Versorgung mit Getränken und Speisen aus dem nächstgelegenem Kühlschrank, unterscheidet sich nicht viel vom sonst alltäglichen Arbeitsumfeld in der Einflugschneise von Deutschlands größtem Flughafen – eingezäunt zwischen Landebahn Nordwest und der vorletzten letzten Schleuse Main aufwärts.

Bis auf die Menschen vielleicht. Zwar vernimmt man bei offener Balkontür diverse Stimmen und der Alltag scheint der gleiche zu sein, sobald ein Peterwagen mit Blaulicht über das Kopfsteinpflaster brettert, aber irgendwas in da im Busch.

Es ist gerade einmal 24 Stunden her, dass die amtierende Bundeskanzlerin von der größten Herausforderung seit dem zweiten Weltkrieg sprach, und ich sitze hier, ganz verantwortungsbewusst und gehe von Daheim aus einer mehr oder weniger geregelten Arbeit nach. Eine – Stand Donnerstag 21:00h – selbstgewählte Isolation, um mich und andere zu schützen – ob vor Corona oder mir selbst, dass muss noch herausgefunden werden.

Um ehrlich zu sein, habe ich mich heute Morgen um 6:21 ungeduscht und ohne die Zähne zu putzen (also die idealen Voraussetzungen für einen erfolgreichen Start in das geplante Home Office) in das Auto gesetzt, um die letzten notwendigen technischen Mittel für eine bevorstehende Abwesenheit  von persönlichen Kontakten im Sinne der Volksgesundheit am primären Arbeitsplatz zu besorgen, um das das Bruttosozialprodukt auch ohne in die Hände zu spucken - das Robert Koch-Institut und Christian Drosten werden es mir danken – vom heimischen Küchentisch aus zu steigern.

Am selbigen angekommen, fällt mir ein, dass es wohl sinnvoller gewesen wäre lieber Klopapier von der Arbeit zu hamstern, als Tastatur und Monitor, die sich im Notfall aufgrund fehlender ergonomischer Eigenschaften nicht wirklich als Substitut eignen würden. Nun gut, schlussendlich wasche ich meine Hände in Unschuld. Hoffentlich.

Die Aufgaben, die Masse an Mails und die Telefonate sind die gleichen, egal ob vom eingesessenen Schreibtischstuhl am unaufgeräumten, aber seit letzter Woche täglich desinfiziertem, Arbeitsplatz aus oder von Remote – Sachbearbeitung 2.0.

Das Handy, Zoom Calls, oder das BTX der Neuzeit (so called Slack) helfen über den Tag verteilt dabei, ein Gefühl des sozialen und kommunikativen Miteinanders aufrecht zu erhalten. Auch wenn man mal nicht einfach mal rüber rufen oder sich über jemanden – natürlich stets im Einklang mit dem Allgemeinen Antidiskriminierungsgesetzes (AGG) - lustig machen kann. Deshalb lasse ich auf die Frage, warum in Unternehmen Gleichstellungsbeauftragte immer nur Frauen sind, auch keine Antwort folgen. Das wäre einfach zu billig.

Einen großen Vorteil hat das Home-Office und die damit einhergehende, quasi selbstgewählte Einzelhaft nun unbestritten. Man muss sich einfach nicht mehr die Blicke, der in dieser Situation meist missgünstigen Kollegen, gefallen lassen und sieht sich auch nicht einer übersteigerten Erklärungsnot ausgesetzt, nur weil man um 10:37 in einer ausgebeulten Jogginghose und einem Glas Grauburgunder in der Hand durch sein Tun die Produktivität dermaßen im Promillebereich in die Höhe schnellen lässt, so dass sich selbst Harald Juhnke im Grabe umdrehen würde.  

Arbeit macht hungrig! Vor allem dann, wenn man sich nicht weit weg von den oben beschriebenen massiven an gehamsterten Lebensmittelvorräten befindet. Die Küche ist wirklich das Herz einer jeder Wohnung, mag sie auch noch klein sein. Nach zwei Toast mit kroatischer Pastete und Tomaten – letztere kommen natürlich im Sinne des Gesamteuropäischen Gedankens aus den Niederlanden, diversen Kaffees, einer Kanne Tee, einer Tüte von biologischen anbaubaren Bio-Salzbrezeln aus bayerischer Bodenhaltung und eines kontinuierlich und portionsweise übern den Tag verteilten Glases mit Delikatess-Bockwürstchens der Manufaktur „Kaufland Classic“, hat  mich schlussendlich auch das ereilt, was den meisten in dieser Situation, in der man allein auf weiter Flur ist,  sonst auch widerfährt – man verpasst der Feierabend.

Beziehungsweise war der Übergang von Lohn und Brot mit dem Grauburgunder über die intensive Recherche auf Facebook nach dem Termin der nahenden, bundesweiten totalen Ausgangssperre bis hin zu den wichtigen Dingen des Lebens – der Steuerklärung – ein fließender und der Scheitelpunkt auf den ersten Blick nicht direkt erkennbar.

Nun neigt sich der (Arbeits-)Tag dem Ende zu; jenes Schicksal teilt dieser derweilen auch mit der Flasche Grauburgunder. Ob Home-Office letztendlich sinnvoll erscheint oder sich die Vermeidung von sozialen Kontakten im Sinne einer #flattenthecurvendiskussion lohnt, vermag ich abschließend nicht beurteilen zu können.
Jedoch bin ich mir sicher, dass nicht nur im Weine die Wahrheit liegt, sondern auch Im Steuerprogramm WiSo 2020. Und deshalb weiß ich ganz genau, dass ich ab heute nie wieder Home-Office machen werde, denn ich bekomme vom Finanzamt Mainz 2.376.074,85 € zurück. In diesem Sinne, zwar immer noch ungeduscht aber mit geputzten Zähnen: #stayathome and #staysafe.

Samstag, 2. Juni 2012

Friedrichs Steherqualitäten

Ultras und Bengalos werden dieser Tage sehr kontrovers diskutiert. Allein Innenminister Friedrich erdreistet sich nicht, aufgrund der Ereignisse von Köln, Karlsruhe und Düsseldorf gleich ein bundesweites Stehplatzverbot in den Fußballarenen und Fußfesseln für Ultras zu fordern.

Gewalt in und um Stadien herum ist ein großes Problem, das nicht verharmlost und auf die leichte Schulter genommen werden darf. Gesamtgesellschaftlich muss dieses Thema angegangen und mit allen beteiligten Parteien - den Fans, den Vereinen, der Polizei, der Politik und den Funktionären - zu einem vernünftigen Konsens geführt werden.

Aber nun einmal ehrlich. Köln und Karlsruhe waren Eskalationen der Gewalt, die verhindert werden müssen. Aber Düsseldorf?

Man(n) stelle sich mal vor, die letzte Kopulation lässt schon ein wenig länger auf sich warten - ungefähr 15 Jahre - und es gibt nun in zwei Dates die Chance auf mehr.

Da ist es doch nur menschlich, dass Mann vielleicht auch aufgrund fehlender Praxis im heimischen Schlafzimmer 2 Minuten vor Abpfiff zu früh auf den Platz kommt, aufspringt, jubelt,  Bengalos zündet und schlussendlich ein Stück aus der Matratze herausschneidet. Das passiert! Mit Gewalt hat das nichts zu tun, eher mit überschwänglicher Freude.  Und nur die Blicke der Gegenspielerin fordern gewiss einige Erklärungen danach, auch wenn diese Hertha heißen sollte.

Man muss die Kirche im Dorf lassen - im Düsseldorf, Herr Friedrich!

Donnerstag, 13. Oktober 2011

Der Wolf im Schafspelz.


"Wir waren kurz weg, jetzt sind wir wieder da" frohlockte es von der Anzeigentafel und Michael Oenning tänzelte nahezu überschwänglich über die Tartan-Bahn. Man merkt schnell, dass dies keine Szene vom 6. Spieltag dieser Saison in Hamburg sein kann, sondern der Moment schon mehr als zwei Jahre zurück liegen muss und womöglich mehr als 600 km weiter südlich stattgefunden hat - Nürnberg statt Hamburg, Franken statt Waterkant, Aufstieg statt des lethargischen "Kampfes" gegen den Abstieg.

Nun hat auch ein Michael Oenning wieder mehr Zeit, um Neues zu entdecken und sich zum Beispiel mit den sozialen Medien der Neuzeit tiefergehender vertraut zu machen. HSV und Oenning ist schon genauso seit einiger Zeit Geschichte, wie die Mär' von einem stabilen Euro-Raum. Rodolfo Esteban Cardoso wurde aus der zweiten Mannschaft der Rothosen herangeholt und nahtlos als Interimstrainer eingesetzt. Ein Vorgang der in Fußball-Deutschland nichts Außergewöhnliches mehr darstellt und meistens dazu führt, dass aus der Zwischenlösung ein dauerhafter Zustand wird. Thomas Doll ging genau diesen Weg dort schon eine paar Jahre zuvor - mit dem Unterschied ein ausgebildeter Fußballlehrer zu sein. Eben diesem Umstand, dass Doll die Lizenz hatte und Cardoso eben nicht, ist es geschuldet, dass der HSV jetzt in der Situation steckte, in der er steckte.

Der Bundesliga-Dino aus Hamburg und der Umgang mit seinen Verantwortlichen für den sportlichen Bereich ist seit jeher eine Erfolgsgeschichte. In einer Zeit, in der vermehrt Konzepttrainer gesucht werden und es vigiles wie Peter Neururer, Wolfgang Wolf & Co. immer schwerer gemacht wird, auf dem Trainerkarussell einen Platz zum Mitreisen zu finden, ging der HSV den sozialen Hamburger Weg. Die "absoluten Wunschtrainer" wurden mit mittelfristigen Verträgen ausgestattet und schon oft kurze Zeit später wieder vom Hof gejagt oder verließen diesen gar freiwillig. Eine Absicherung bis zum nächsten - sehr unsicheren - Engagement war aber vorhanden und man hatte ja einen Vertrag. Summa summarum hatte der Hamburger SV in den letzten zehn Jahren nur knapp weniger Trainer als Tiger Woods Gespielinnen, bloß mit dem feinen Unterschied, dass einzig an der Elbe die Höhepunkte ausgeblieben sind.

Man sollte Trainern mithin Zeit geben, sich und die Mannschaft zur Entfaltung zu bringen, um mittelfristig Erfolge erzielen zu können. Nichtsdestotrotz war das Projekt Oenning bereits nach wenigen Spielen der aktuellen Saison ohnehin zum Scheitern verurteilt. Die Vorzeichen standen bereits zu Saisonbeginn schlecht und fünf chelsea-children allein garantieren auch nicht ausschließlich den Erfolg. Vielmehr ist die Demission Oennings klar mit den Früchten seines Schaffens in Zusammenhang zu bringen. Davon waren explizit so viele vorhanden, dass selbst ein Veganer Müh' und Not gehabt hätte, für eine ausreichende Ernährung zu sorgen. Nicht einmal ein zarter Trieb war erkennbar, der Aussicht auf mehr hätte geben können. Von den möglichen Fleischtöpfen Internationales Geschäft ganz zu schweigen (wobei man fairerweise sagen muss, dass diese von den Vereinsverantwortlichen auch nicht erwartet werden konnten und auch nicht wurden). Eine Mannschaft, die nicht Fußball spielen will und nicht spielen kann, muss erreicht werden, erreicht vom Trainer. Gelingt dies dem Verantwortlichen nicht, dann muss er gehen - auch dann, wenn die Mannschaft bewusst gegen ihren Übungsleiter spielt. Da tun sich zwar Abgründe der fußballerisch-menschlichen Seele auf, sie soll es so in dieser Form geben. Ein kompletter Mannschaftsaustausch à la Nürnberg '69 ist heute kaum mehr denkbar und könnte im Bundesgebiet monetär noch nicht einmal vom VfL Wolfsburg gestemmt werden, wobei die ein oder andere Kaderplanungsmaßnahme darauf schließen lassen könnte. Die Mechanismen des Wettbewerbs griffen und so hieß es schlussendlich, wie es (dank Sonja Zietlow) heißen musste: "Michael, du bist der Schwächste, du fliegst und tschüss!".

In Folge dessen befand sich der HSV auf der Suche nach einem neuen Trainer. Pelu Cardoso hatte in Stuttgart überzeugt und sowohl die Mannschaft als auch die Zuschauer begeistern können. Gegen Schalke fehlte, trotz sehr ansprechender Leistung, das Glück und ihm leider der nötige Lappen, um sich Fußballlehrer nennen und folglich weitermachen zu dürfen. Aber furios frank ließ sich nicht lange lumpen und widerstand den kleinen Lösungen Louis van Gaal, Marco van Basten, Pep Guardiloa und José Mourinho ad hoc. Ungeachtet des zeitlichen Drucks schockierten ihn auch nicht die überraschenden und kurzfristigen Absagen der heiligen drei Könige des deutschen Fußballvereinstrainertums - Peter Neururer, Lothar Matthäus und Ewald Lienen. Ihm war es auch nicht möglich gewesen, Holger Fach aus Astana oder gar Eckhardt Krautzun als Berater der chinesischen Frauennationalmannschaft loszueisen und erst recht nicht Horst Ehrmanntraut zu einem gefeierten Comeback zu überreden. Was ließ den Mann, auf den sich alle Augen richteten und der nicht dafür verantwortlich gemacht werden möchte, dass die Bundesliga-Uhr in der {BITTE_AKTUELLEN_SPONSORNAMEN_EINTRAGEN}-Arena abgehängt werden muss, die Fassung wahren? Einzig und allein die Tatsache, dass er den besten HSV-Trainer seit Ernst Happel schon längst gefunden hatte. Sich selbst! Aber nur solange, bis ein Neuer kommt! Und wenn man ehrlich ist, würde so ein Neuer gut nach Hamburg passen und endlich Drobný ablösen. Aber das ist ein anderes Thema und nun zurück zum Text. Der doppelte Arnesen, eine Schizophrenie, wie man sie in Deutschland sonst nur aus Wolfsburg kennt, die aber auf der Insel seit Jahrzehnten längst schnöder Alltag geworden ist. Man lernt halt nicht fürs Leben, sondern bei Chelsea, oder so ähnlich.

Leider war von vornherein klar, dass das Duo Frank & Frank - zumindest in funktioneller Form für den HSV - wieder keine Lösung für die Ewigkeit darstellen würde (eventuelle Ambitionen in der volkstümlichen Musik bleiben hier aus Zeit- und Platzgründen unbeachtet). Vielmehr diente dieser Umstand einfach nur dem Erfordernis, den DFB-Statuten gerecht zu werden und (nach einer gewissen Karenzzeit) einen Trainer mit Lizenz an die Seitenlinie zu stellen. Somit steht Frank auf dem Platz, macht gute Miene zum bösen Spiel, gibt Interviews und staucht ab und an pfeifenderweise und wild gestikulierend David Jarolím zusammen, um ihn zu mehr Elan im Alter aufzufordern. Ein schwieriges Unterfangen, dass ist ihm wohl bewusst. Derweil werkelt wie gehabt Waylon Smithers alias Rodolfo Esteban Cardoso im Hintergrund, zieht die Strippen und bereitet die Mannschaft auf die nächste Partie gegen Freiburg vor. Und das alles nur, bis ein neuer Trainer ankommt, ein neuer mit Lizenz.

"Nachtigall ick' hör dir trapsen"! Metaphorisch korrekt, wörtlich trifft es das nicht ganz. Der neue wird zwar keine Nachtigall sein, aber trotzdem nach Hamburg geflogen kommen und das schon bald, mitten in der Hinrunde. Thorsten Fink heißt der gute Mann und hatte beim FC Basel noch einen Kontrakt bis 2013. Ein Umstand, der keinen so recht stört, weder FC Basel Club-Boss Heussler selbst, noch Uli Hoeneß. Genau der Uli Hoeneß, der Dieter Hecking vor fünf Jahren bei seinem Wechsel von Aachen zu Hannover nach wenigen Spieltagen in einer noch jungen Saison dreiste, monetäre Absichten unterstellte, ist jetzt ruhig. Dies hängt wahrscheinlich mit der Tatsache zusammen, dass Fink ein verdienter Bayern-Spieler war und die eventuelle Misslage, in der sich der schweizer CL-Teilnehmer Basel so bugsiert, in der Bundesrepublik eher neutral aufgenommen wird. Denn in der Endphase der letzten Saison sah das ganz anders aus. Die Schlagzeilen in den Gazetten wurden davon bestimmt, dass Felix Magath - der wenige Tage zuvor noch eine königsblaue Krawatte trug - nun Tage später mit grün-weißer Krawatte gegen seinen Ex-Club und seinen Intimfeind Ralf Ragnick (der zur Winterpause Hoffenheim geschasst wurde) antritt. Das Duell zweier Trainer, die in derselben Saison schon bei anderen Vereinen auf der pay-roll standen und losgelöst von irgendwelchen Transferfenstern und Fristen munter in der Saison die Vereine wechselten, rief damals diejenigen altruistischen Weltverbesserer auf den Plan, die für mehr Gerechtigkeit im Fußball und Transferperioden auch für Trainer plädierten. Dessen ungeachtet geht es dem Doppelpass auch im Jahr eins nach Udo Lattek immer noch ganz gut.

Dass Thorsten Fink zu 100% neuer Trainer beim Hamburger Sportverein wird, pfeifen nicht nur die Spatzen schon überall von den Dächern, sondern ab Montag ist es fix, bild.de sei Dank! Auch die etwas wirren Umstände, unter denen dieser Transfer zustande kam, werden in den nächsten Tagen wohl noch einmal besprochen werden. Spätestens dann, wenn es am Sonntag um 11:00h bei Wonti wieder heißt "Hoch die Tassen!".

Wontorra, Wontorra, da war doch was. Der Jörg Wontorra, der vier Jahre lang im Aufsichtrat von Werder Bremen saß und kürzlich in der Bild behauptete, nur leichte Sympathien für diesen Verein zu hegen. So sieht also unabhängiger Journalismus aus. Aber vielmehr interessiert jenes, was ungefähr 100 km weiter südwestlich und 15 Tabellenplätze weiter oben geschieht. Dort, wo man zu dieser Zeit als Hamburger nicht gerne hinschaut - und ich bin mir recht sicher auch sonst nicht, da läuft es ganz anders. Wir schauen in das Reich von König Klaus und seinem Gefolge. Dort, wo man dieselbe Konstanz an den Tag legt wie in Hamburg, nur anders. An der Weser hat man es geschafft, in den letzten zehn Jahren gefühlt gerade einmal 0,7 Trainer zu verschleißen, und damit bewiesen, dass es möglich ist, auch in schwierigen Zeiten an einem Übungsleiter festzuhalten. Wozu das führt, ist aktuell wieder zu sehen und lässt sich im Rückblick noch deutlicher erkennen - 1x Meister, 2x DFB-Pokal gegen...ach lassen wir den Vergleich. Vielleicht schafft man es in Hamburg nun mit der neuen sportlichen Führung und dem neuen Cheftrainer, ebenfalls etwas aufzubauen und Konstanz durch Stetigkeit zu etablieren - und nicht durch stetig neue Trainerwechsel. Zu wünschen wäre es und vielleicht wandelt man bald auch auf den Spuren des Rivalen - auch wenn man das an der Elbe nicht gerne hört - und schafft so etwas wie eine Institution: Ein Fink im Schaafspelz.

Mittwoch, 14. September 2011

Dienstag, 13. September 2011

Wahlblockade.

Am kommenden Sonntag ist es soweit, Berlin wählt mittelbar den oder die neue(n) Regierenden_Innen und alle sind sie mit dabei! Wowi scheint "Berlin zu verstehen", Renate "arbeitet, kämpft und sorgt sich", Frank Henkel hat "100 Lösungen" aber anscheinend keine Probleme dafür, die Piratenpartei wird wohl das Abgeordnetenhaus entern - "harr, harr", die Partei Die PARTEI fährt "MILFs gegen Merkel" auf, die LINKE befindet sich gefühlt irgendwo zwischen Cuba & Kommunismus und die FDP hat den Trend der Zeit erkannt und nähert sich in den Prognosen immer mehr den sozialen Medien an - FDP 2.0.

Es gibt noch viele andere Bewerber auf das Abgeordnetenhaus, aber eine Partei hat es besonders verstanden, Wahlkampf - vorallem Straßenwahlkampf - zu machen.

Gelassen sitzt der ältere Herr mit seinem prächtigen Schnauzbart und seinem feinen Anzug hinter dem Steuer seines Transporters. Auf der Ladefläche befinden sich Kartons mit Prospekten, Aufklebern und sonstigem Tralala, das für einen modernen Guerilla-Straßenwahlkampf von Nöten ist. Untermalt wird das Ganze von einer angenehmem Frauenstimme, die leider durch die blechernden Lautsprecher nicht ganz so charmant erscheint, jedoch mit den Vorzügen der Partei die gesamte Straßenseite beschallt. In unregelmäßigen Abständen holt ein weiterer Mann - so Mitte zwanzig, ohne Schnauzbart, leger gekleidet - immer wieder Utensilien aus den Kartons und verteilt sie - teils mit Gespräch, teils wortlos - an vorbeikommende Passanten. Auf den ersten Blick sieht das nach ganz normalem Wahlkampf aus. Man mobilisiert die letzten Kräfte um die letzten - vielleicht noch unentschlossenen - Wähler ebenfalls zu mobilisieren. Das liegt doch auf der Hand!

Dumm nur, dass der Schuss nach hinten losgeht! Während der junge Mann mit ein, zwei Leuten ins Gespräch kommt und versucht, die (neudeutsch) giveaways an den Mann oder die Frau zu bringen,  legt der Transporter seinen Weg mit einer Höchstgeschwindigkeit vom 6 Metern pro Stunde zurück. Unverblümt wird so die rechte Fahrspur des Kottbusser Damms in Richtung Landwehrkanal blockiert, was in ein mittelschweres Verkehrschaos am Hermannplatz mündet. Vielleicht sollte man eher die im Stau stehenden Autofahrer mit Wahlmaterial versorgen - erstens haben sie nun Zeit und zweitens können sie sowieso nicht fliehen. "Mobilisierung durch Stillstand!" - dass nenne ich Fortschritt, liebe BIG-Partei.      

Inzwischen sollten die Wahlkämpfer am Kotti angekommen sein - das bedeutet 1,5 Kilometer Autopolonaise mit willigen Wählern...und am Ende bekommt man dort sogar zum Dank noch die Frontscheibe geputzt, bravo!
  

Freitag, 9. September 2011

Ruhige 1-Zimmer-Wohnung in zentraler Lage.

Wer nicht gerade den opulenten Raumforderungen von Ludwig XIV. (von Kennern auch gerne "Lui Kattorss" genannt) verfallen ist und nicht unbedingt in einem Schloss wohnen muss, für den klingt das Angebot einer ruhigen 1-Zimmer-Wohnung in zentraler Lage durchaus attraktiv. Genügsame Menschen - fernab des angesagten Minimalismus - wählen, je nach Herkunft "1-Raum-" oder "1-Zimmer-Wohnungen" als Refugium aus, da sie entweder sowieso die ganze Zeit unterwegs sind und ihr Domizil nur zum Schlafen, Essen und der Zelebrierung der ausgiebigen Morgentoilette nutzen oder sie schlichtweg nicht über die finanziellen Mittel für Größeres verfügen.  

Stöbert man so durch das Internet und sucht mehr oder weniger gezielt nach Wohnungen, dann trifft man auf die unterschiedlichsten Angebote in den verschiedensten Städten - ach! Das Angebot, auf das sich diese Überschrift bezieht, kommt aus München. Eine Stadt, die jetzt nicht gerade dafür bekannt ist, Leute aus aller Welt wegen günstiger Mieten und niedrigen Lebenshaltungskosten anzuziehen - dafür zeichnen sich eher die Wiesn, das Bier (Ich liebe Augustiner - Anm. Red.) und die Lederhosen verantwortlich.

So überrascht es kaum, dass dieses wohlklingende Angebot einen Haken haben muss. Man bekommt einen Wohnraum zur Verfügung gestellt, der gerade einmal 35 qm umfasst und für den man dann schlussendlich 580 € berappen darf. "Schlussendlich" trifft es nicht direkt, denn hinter der Formulierung "Weitere Kosten möglich" stecken mindestens noch einmal ca. 30 € Heizkosten monatlich (Jahreszeiten-abhängig). Von Kaution und anderen Kosten ist in dem Angebot noch keine Rede, dazu muss man dann das nette Gespräch mit der Maklerin abwarten, die sich sicherlich - gerade in München - die "uneingeschränkte Provisionsfreiheit" auf die Fahnen geschrieben hat. Nun gilt es, sich die Überschrift erneut anzuschauen. Wer oder was ist eigentlich diese "zentrale Lage"? Ohne sich in Diskussionen und Definitions-Wirrungen zu verlieren sei gesagt: Diese Wohnung ist ebenso zentral wie die Irrungen der deutschen Bildungspolitik, nämlich jarnüscht! Die Kompetenz in Sachen Bildung liegt im Wesentlichen bei den Ländern und "Land" trifft es bei der Beschreibung der Wohnungslage dann auch ganz gut. Dass eine eine "EBK" vorhanden ist, positiviert die Lage nur unwesentlich. Eine "gute Verkehrsanbindung" ist zwar nicht explizit in diesem Angebot erwähnt, jedoch ist diese durch die fußläufig zu erreichende Autobahn mehr als gegeben. Soviel zum Thema Ruhe. Zumindest haben wir die Überschrift auf "1-Zimmer-Wohnung" reduzieren und so den Gegebenheiten anpassen können. Viel zu teuer und hält nicht das, was es vermeintlich verspricht! 

"Da lob ick' ma doch Balin"! Auch die Hauptstadt ist nicht von großen Veränderungen auf dem Wohnungsmarkt verschont geblieben, was sich zwangsläufig natürlich auch in den Mietpreisen widerspiegelt. Teilweise sind Mieterhöhungen ja nur natürlich. Den Rest hat Berlin den Schwaben, Finanzinvestoren, Immobilien-Haien und sonstigen Yuppies zu verdanken. Nun gut.

Nichtsdestotrotz der Senat hat die Zeichen der Zeit erkannt und schon vor längerer Zeit ein neuartiges, innovatives und aus öffentlichen Geldern finanziertes Wohnraumkonzept ("micro flatting") auf den Weg gebracht, um kleinere Wohneinheiten wieder bezahlbar und für die breite Bevölkerung zugänglich zu machen. Gerade für diejenigen die - wie oben schon erwähnt - sowieso immer nur auf Achse sind oder Touristen, ist dies ein attraktives Konzept, da eine Weiter- bzw. Untervermietung jederzeit möglich ist und man somit auch die Last der monatlichen Miete auf mehrere Schultern verteilen kann. Und wenn es einem in seiner aktuellen Behausung nicht mehr gefällt und man doch noch mal in "einem Szene-Kiez wohnen will", dann ermöglicht dies Wohnungsbaugesellschaft modern und schnell. Mit einer eigenen App kann die Verfügbarkeit eines neuen Domizils schnell erfragt werden und bei einem positiven Ergebnis steht dem schnellen Umzug dann nichts mehr im Wege.      

Der Vorteil dieses Modells liegt ganz klar auf der Hand: die hohe Verfügbarkeit und der sehr unbürokratische Ablauf. Zurzeit sind Besichtigungstermine noch jederzeit und ohne Voranmeldung möglich. Die Chancen, bezahlbaren Wohnraum zu bekommen, stehen fast bei 100% und bei Gefallen ist ein sofortiger Einzug ebenso erwünscht, wie die Bezahlung der Miete in Bar vor Ort. Um einen reibungslosen Ablauf der Vermietung zu ermöglichen, wird auf einer Vorauszahlung der Kaution gleichermaßen verzichtet, wie auf die Entrichtung einer  Maklerprovision. Auf Wunsch können Genossenschaftsanteile erworben werden, dazu muss man sich aber gesondert an die entsprechenden Stellen wenden.

Auch bei den "micro flats" hängt die Höhe der Monatsmiete natürlich von der geographischen Lage ab. Vor allem in Mitte werden bis zu  1080 € aufgerufen, wobei dagegen in Spandau, aber auch vereinzelt in Friedrichshain-Kreuzberg und Charlottenburg Buden für 648 € monatlich zu haben sind. Alle Mieten verstehen sich natürlich als "warm", also inklusive aller Nebenkosten und obendrauf wird die komplette Reinigung auch noch von der Hausverwaltung übernommen. Um dem Gedanken des sozialen Wohnungsbaus und der "Barrierefreiheit" gerecht zu werden, sind alle Wohnobjekte größtenteils behindertengerecht eingerichtet und können von körperlich versehrten Personen zu reduzierten Konditionen von 720 € bzw. 432 € in Anspruch genommen werden.

Es gilt eigentlich nur noch dem Senat dafür zu danken, dass durch kluge Investitionen im Bereich des sozialen Wohnungsbaus die Möglichkeit geschaffen wurde, dem Ansturm auf Berlin Herr zu werden und jedem - egal ob Tourist, Schwabe oder Immobilenhai in Ausbildung - die Chance auf Wohnraum zu geben. Besonders sollte man Hans danken, denn ohne seine "micro flats" wäre das alles nicht möglich geworden - ehrlicher und passender als das "Wohnklo mit Kochnsiche" in München sind sie alle mal.

Ms. Heard 1

"Zum Laichen und Sterben ziehen die Sachsen den Fluss hinauf" - Thees Uhlmann

Donnerstag, 1. September 2011

Verpasste Chancen.

Jetzt, wo der Transfermarkt sein Fenster geschlossen hat, um für den bevorstehenden Winter ein bisschen Wärme in die eigenen Vierwände zu bekommen, ist es an der Zeit auf die Wochen zurückzublicken, in denen das Leben ohne den Pfiff des Tages, der Sport1 Spieltaganalyse und den geistreichen Kommentierungen von Jörg Dahlmann fast ein wenig sinnlos erschien.


Objektiv betrachtet hat Real Madrid wieder viel zu viel von dem ausgegeben, was sie sowieso nicht haben, also Geld. Barca hat das Triple jetzt für die nächsten 8 Jahre direkt bei der UEFA und der LFP beantragt und Paris St. Germain darf sich jetzt ohne Scham "les citoyens" nennen. Die selbigen aus Manchester haben jede Position im Sturm und Mittelfeld nun 12-fach besetzt, um bei verletzungsbedingten Ausfällen nicht Hals über Kopf in den Abstiegskampf zu geraten - wohl dem, der vorausschauend plant. Von boquerones über burgués zu ciudadanos ist es auch nicht mehr weit, so dass der FC Malaga wohlmöglich bald die Phalanx von "El Clásico" brechen könnte. Arsène Wenger wundert sich, dass man nach dem Verkauf von Cesc Fàbregas und Samir Nasri gegen Manchester United nicht mit gefühlten fünf Mann bestehen kann und hat noch fix Per Mertesacker aus Bremen geholt, um beim nächsten Pflichtspiel die vorgeschriebene Mannschaftsgröße von elf Mann quantitativ und auch qualitativ wieder auf dem Platz aufbieten zu können.


Der FC Bayern hat "oan Neuer" im Kasten und "oan Alten" auf der Bank. Roman Abramowitsch hat es wiederum geschafft - völlig unbemerkt von der Weltöffentlichkeit - eine Franchise-System zu etablieren, um dieses erfolgreich nach Deutschland zu exportieren. Wladimir Illjitsch (Frank) Arnesen bedient sich nonchalant bei seinem früheren Brötchen- und jetzigem Franchisegeber und hofft fortwährend mit seinen kleinen Strolchen doch noch die Gymnasial-Empfehlung zu erhalten. Ob Fußballlehrer Oenning dafür der Richtige ist und der HSV sein Herzblatt wird, entscheidet eher die (die hoffentlich einstellige) Anzahl der Gegentore und die auf dem Spielfeld zurückgelegten Zentimeter der Mannschaft pro Spiel, als Rainhard Fendrich.


Der Meister hat sich nur punktuell mit vielversprechenden Perspektivspielern verstärkt und Horst Held versucht das Chaos aufzuräumen, dass der Hurrican "Felix" - sowohl in finanzieller Sicht, als auch in punkto Kaderzusammenstellung - hinterlassen hat. Im Übrigen entrümpelt Tine Wittler zurzeit auf RTL erfolgreich und mehr oder minder umsonst komplett vom Messi-Syndrom im Mitleidenschaft gezogene Häuser. Dies in Kombination mit Peter Zwegat scheint mir besser auf Schalke zu harmonieren als Rangnick und Raul es wohl jemals tun werden. Wobei mich schon interessieren würde, wie Frau Wittler el señor komplett in Blumen-Deko gehüllt in die IKEA-Aufbewahrungsbox "KNIPSA" drappieren würde.


Wie vorangegangen schon erwähnt, darf einer hier nicht fehlen - Felix Magath. Vielleicht vermag es zu einfach erscheinen auf einem herumzukloppen, der alles zum VFL Wolfburg transferiert, was einmal Rang und Namen hatte und gerade noch so - ohne Unterstützung eines Zivildienstleistenden - mit letzter Mühe geradeaus laufen kann. Bei genauerer Betrachtung muss einem aber Angst und Bange davor sein, dass Magath nicht noch den MTV Giffhorn, seines Zeichens niedersächsischer Landesligist und von der Autometropole gerade einmal 30-Phaetonminuten entfernt, für das Fußballoberhaus nachmeldet, um jedem Mitglied seines Kaders genügend Erstliga-Minuten in Aussicht stellen zu können. Die momentane Kadergröße des VFL lässt wohl selbst einen Roberto Mancini vor Neid erblassen.


Nun ist es an der Zeit zurückzublicken und den verpassten Chancen von Felix Magath nachzutrauern. Folgende Persönlichkeiten hätten dem VFL gut zu Gesicht gestanden und das Gesamt-Arrangement abgerundet:

  • Lothar Matthäus: Will seit Jahren wieder zurück in die Bundesliga und darf bei vakanten Positionen nicht ungenannt bleiben. Komisch nur, dass er sich nicht selbst ins Gespräch gebracht hat.
  • Roberto Carlos: Fühlt sich in Dagestan bestimmt nicht mehr wohl und für ihn wäre es ein Traum, sein 9.998 Pflichtspiel in der Bundesliga absolvieren zu dürfen.
  • Marco Vorbeck: Für Felix Magath holt er bestimmt noch einmal die Schuhe vom Nagel und "trinkt danach einen Sekt vielleicht".
  • Ailton: Erfüllt das Anforderungsprofil des VFL und Magaths zu 100 %, denn "Ich muss an die Zeit nach dem Fußball denken, denn ich kann doch nichts anderes als kicken".
  • Ali Karimi und Angelos Charisteas: Never change a winning team.
  • Paul Freier: Guter Kumpel von Sebastian Schindzielorz, hat jedoch zurzeit Vertrag beim VFL Bochum.

Und zu Guter Letzt darf ein ganz wichtiger Mann in dieser Aufzählung nicht fehlen: Alex Walser. Wer sich jetzt verwundert fragt, wer das überhaupt ist und wo dieser denn zuletzt gespielt hat, dem sei gesagt: nirgends! Zumindest nicht  professionnel und/oder international. Alex Walser ist derjenige, der Felix Magath zurzeit wohl meisten helfen könnte, den keiner hat bisher mehr bewiesen, wie man mit Ramsch Erfolg haben kann, als er. Nicht umsonst fragt er einleitend auf seiner Seite passend und nahezu süffisant  : "Ihr Schnäppchen-Laden läuft schlecht?". Also Felix, auf geht's nach Bad Gandersheim!




Dienstag, 30. August 2011

Samuel sagt leise Servus.

Madrid, Mallorca, Barcelona, Mailand, Machatschkala. Was auf den ersten Blick wie die Urlaubshistorie deutscher Pauschaltouristen aussieht, sind die Stationen, bei denen Samuel Eto'o bisher seine Brötchen verdient hat und es immer noch tut. Gut, das sind jetzt sicher keine Penny-Schrippen für 15 Cent das Stück, sondern eher schon Wagenrad große Goldteigfladen aus  einem Brothumidor - falls es so etwas denn überhaupt gibt.

Mit Samuel Eto'o hat sich nun ein begnadeter und vor allem auf Vereinsebene außerordentlich erfolgreicher Stürmerstar auf sein Altenteil zurückgezogen, und das mit gerade einmal 30 Lenzen. Wo es  die Effenbergs und Cannavaros dieser Welt mit Mitte dreißig, knapp vierzig doch eher ins beschauliche Doha oder Dubai zieht, hat sich der kamerunische Nationalstürmer für die Fußballmetropole Dagestans entschieden. Die Sommer sind angenehm, die Winter europäisch - Carlos Eduardo hat es in Kasan schon deutlich schwerer - und am Kaspischen Meer lässt es sich bestimmt auch ganz gut baden. Ok, dass man in Moskau wohnen und trainieren muss und schlussendlich nur zu Heimspielen nach Machatschkala fliegt, um dort im Dynamo-Stadion vor maximal 15.200 begeisterten Zuschauern "zaubern" zu dürfen, ist der fragilen politischen Situation im Nordkaukasus geschuldet. Suleiman Kerimow und Ramdan Kadyrow werden aber sicherlich für einen reibungslosen Fußballnachmittag ohne Anschläge garantieren können.

Das ganz große Medienecho blieb aus, als der Wechsel von Inter zu Anschi vollzogen wurde. Dass Eto'o nun der bestbezahlteste Fußballer aller Zeiten ist, bildete in den meisten Gazetten nur eine Notiz am Rande. Und warum? Mit Recht! Warum soll jemand, der bei den Königlichen aus Madrid das Kicken lernte, dort als nicht adelig genug befunden und auf die des Deutschen liebste Insel transferiert wurde, um letztendlich mit dem FC Barcelona und Inter Mailand 2009 und 2010 jeweils das Tripple zu holen, diesen Schritt nicht machen? Was will Man(n) mehr? Das die unbezähmbaren Löwen, so wie die kamerunische Nationalmannschaft gerne genannt wird, auf die nächsten 10 Jahre nicht reif und fähig für einen WM Titel erscheint, liegt auf der Hand. Also was macht jemand, der im Vereinsfußball eigentlich alles erreicht hat? Er lässt sich das, was er am besten kann, vergolden.

Nun kommt dies bei Eto'o mit seinen 30 Jahren meiner Meinung nach zu früh, denn er hat immer noch das Zeug auf höchstem Niveau Fußball in jeder der Top-Ligen der Welt zu zelebrieren, anders als Diego Forlan, sein Nachfolger bei den Nerazzurri. Aber für 20.000.000 Euro Netto pro Jahr(!) würde  auch ich die 2 Flugstunden zur Arbeit in Kauf nehmen, selbst wenn ich diese nicht von der Steuer absetzen könnte. Es hilft aber auch den Verlust von Mitspielern wie Wesley Sneijder und Maicon zu verkraften, denn die heißen jetzt Kamil Agaralow und Roberto Carlos. Roberto Carlos? Ach ja, da war doch was. Der berüchtigte Roberto Carlos, der vor über 14 Jahren mit einem Freistoß alle physikalischen Gesetze aushebelte, um Fabien Barthez danach ziemlich dümmlich aus der Wäsche und in die Maschen hinter sich schauen zu lassen - Böse Zungen behaupten, dass wäre auch sonst nicht anders gewesen.

Bevor ich vom Thema abschweife. Roberto Carlos, der mittlerweile auf Romarios Spuren wandelt und für den die ganze Welt hofft, dass ihn seine Prostata nicht im Stich lässt und ihm die Einnahme von Medikamenten nicht den Weg zum 10.000 Pflichtspiel-Einsatz versperrt, ist das beste Beispiel für den "Anti-Eto'o". Das, was der Kameruner viel zu früh macht, hat der Brasilianer schon längst aus den Augen verloren: Den Absprung zu schaffen.

Aber eine leise Hoffnung auf Eto'o bleibt noch. In drei Jahren und um einen Haufen Asche reicher ist dieser ohne Vetrag und reif für die Bundesliga! Vorausgesetzt Felix Magath ist bis dahin immer noch in Wolfsburg und Abteilungsleiter der Sparte "Beschaffung, Personal ohne Entwicklung & Vertrieb". Letzteres müsste dann nur noch bei Diego klappen, um Platz für Eto'o im eng bemessenen Kader - sowohl finanziell, als auch quantitativ - schaffen zu können. Sollte Diego bis dahin nicht den VFL verlassen haben, wäre er spätestens dann neuer Spitzenreiter und hätte Albert Streit den Rang abgelaufen, als bestbezahltester Bankdrücker aller Zeiten. Das wiederum ist ein Superlativ, das bestens zu Anschi Machatschkala passen würde... Mal sehen, was bis zum 31.08 0:00h noch so passiert.                 

Freitag, 26. August 2011

Der feine Unterschied.

„Lustig ja, und völlig unsystematisch“, so charakterisiert Philip Lahm rückblickend den Trainingsstil von Rudi Völler vor und während der Europameisterschaft 2004 in Portugal. „Erschreckend, und völlig unsystematisch“ empfand es eher der gemeine Betrachter, der sich vor den Fernsehschirmen zuhause oder mit den anderen gemeinsam in Kneipen oder vor Leinwänden – die Vorläufer des Public Viewings – die Vorrunde der deutschen Nationalelf hat antun müssen. Nun muss man zugeben, dass das, was die Spieler dort abgeliefert haben, bei Leibe kein Glanzstück war. Eine Mannschaft. Nowotny, Wörns, Bobic – Fußballdeutschland hat auch schon bessere Spieler im weißen Trikot gesehen. Die einzigen beiden Tore bei diesem Turnier an der Algarve wurden von Thorsten Frings und Michael Ballack erzielt, Spieler, die nicht umsonst zwei Jahre später einen gehörigen Anteil am Sommermärchen hatten.

Die Mannschaft um Rudi Völler – der einen völlig derangierten Haufen nach der EM 2000 in einer Nacht und Nebel Aktion übernommen und bei der darauffolgenden bis in das WM-Finale von Yokohama geführt hatte – war gescheitert. Ohne mit der Wimper zu zucken und einigen Beschwichtigungsversuchen seitens Theo Zwanzigers zum Trotz, übernahm Tante Käthe die volle Verantwortung und machte mit seinem Rücktritt den Weg für einen Umbruch frei. Eine Verantwortung, die nun Philip Lahm seit der WM 2010 in der Nationalmannschaft und zu Beginn des Jahres auch bei den Bayern ebenfalls zu tragen hat – als Mannschaftskapitän, also als einer, der voran geht und führt. Von daher überraschst es sehr, dass die im Zuge der Veröffentlichung seiner Autobiographie „Der feine Unterschied“ an die Öffentlichkeit getragenen Kritiken so ungewohnt unbedacht erscheinen. Lahm ist erst 27 und vor allem noch aktiver Spieler, hinzu kommt seine Stellung beim FC Bayern und im Nationalteam unter Jogi Löw, vor allem aber seine Darstellung innerhalb der Gesellschaft als „Schwiegermutters Liebling“ und „everybody’s Darling“. Also ein wohlerzogener Mann ohne Ecken und Kanten. Mal ganz davon abgesehen, was man von Biographien von Profifußballern zu halten hat, erscheinen die Aussagen unangebracht und unpassend. Wie man als aktiver Sportler durch eine Autobiographie selbst seinen eigenen Abpfiff herbeiführen kann, ist nicht zuletzt seit Toni Schumacher bekannt. Viel schwerer wiegt aber die Tatsache, dass einer, der sich Leithammel schimpft und diesen Status auch stets eingefordert hat, sich so gehen lässt und Interna ausplaudert. Keine Interna, die schon 30 Jahre zurückliegen und die dem Zuhörer eher ein Schmunzeln ins Gesicht zaubern, sondern Dinge, die noch aktive Trainer, Mannschaften und laufende Prozesse betreffen.

Rudi Völler hatte trotz aller Verdienste um den deutschen Fußball – egal ob als Aktiver oder Teammanager – abgewirtschaftet. Dies lag wahrscheinlich nicht zuletzt an dem ihm zur Verfügung stehenden Spielermaterial. Jetzt war Philip Lahm zu diesem Zeitpunkt ein Frischling im Team und aufgrund dessen wohl auch nicht in der Lage, negative Dinge vor versammelter Mannschaft anzusprechen oder gar dem Trainer direkt selbst zu äußern. Zwar mag die Kritik an Tante Käthe nicht schön sein, sie ist aber durch den „Jungspundbonus“ wohl noch zu rechtfertigen. Schwieriger wird es aber bei den zum Teil harschen Äußerungen der weiteren Trainer. Grundsätzlich sollten Interna nie ungefiltert an die Öffentlichkeit geraten – dies gebietet sich schon aufgrund der Definition und des Anstandes. Dass Philip Lahm in vielen Dingen Recht hat, fällt hier gar nicht so ins Gewicht. Denn das, was er über Jürgen Klinsmann und Louis van Gaal zu berichten weiß, wusste jeder der 82 Millionen Bundestrainer schon längst. Nun fallen diese beiden Trainer aber in eine Phase von Lahms Karriere, in der er schon ein bereits gestandener und anerkannter Spieler war. Ein Spieler, auf den andere hörten. Und von daher enttäuscht es dann nur umso mehr, dass diese Themen von ihm, gerade bei den Bayern und vor allem unter gemutmaßter 100%-Protektion von Uli Hoeneß, nicht „intern“ angesprochen wurden. Dass eine Verbreitung von Vorabauszügen in der größten deutschen Tageszeitung BILD natürlich mit dem Hinblick auf die Steigerung der Auflage forciert wird, ist nicht überraschend. Sie trug aber dazu bei, viele Themen – die so auf der Startseite von bild.de plakativ verbreitet werden konnten – vielleicht aus dem Zusammenhang gerissen wurden. Das ändert aber nichts an den „taktischen Schwächen“ Lahms im Umgang mit seinen Äußerungen. Wobei die Frage ruhig gestellt werden darf, warum man sich in der Blüte seiner Fußballkarriere mit 27 Jahren schon autobiographisch ein Denkmal setzen muss. Vielleicht kann diese Frage Bastian Schweinsteiger – vor Ewigkeiten auch als Schweini bekannt – beantworten. Auch der ist Spieler beim FC Bayern und in der Nationalmannschaft. Er vermag vielleicht nicht dieselbe hohe Telegenität wie ein Philip Lahm zu besitzen, scheint aber auch gerade durch seine persönliche Entwicklung in den letzten beiden Jahren einen „feinen Unterschied“ reifer. Macht doch Schweinsteiger zum Kapitän – „lustig ja, und systematisch auch!“.

Sonntag, 15. Mai 2011

Nun mal los...

Also gut.

Bestand hat dieser blog nun schon seit den Karnevalstagen der diesjährigen Session, weshalb es kaum verwundern mag, dass dieser in der wahren - und einzigen - Karnevalshochburg zu Colonia das Licht der Welt erblickte. Für mich als gebürtigen Rheinländer schwingt da schon ein wenig Pathos (keine Kölsch Brauerei - Anm. d. Red.) mit.

Warum es nun solange gedauert hat, diese stylisch anmutende Weboberfläche mit Worten zu füllen, sei dem Autor selbst überlassen. Nichtsdestotrotz soll dies nun der Anfang einer beispielosen "wie tippe ich mit 2,4 Fingern recht zügig, ohne flhere zu machen......" Karriere werden. Mit Orthographie und Interpunktion wird sich noch genauso ausführlich beschäftigt, wie mit der Suche nach Inhalten und Themen, die irgendwie von gesteigertem Interesse und Belang sind. Wünsche und Anregungen sind in diese Richtung gerne willkommen.

Bevor ich 30 Zeilen und ein Foto von Herrn Rösler bekomme, gehe ich an dem Mikro vorbei und belasse es  erst einmal damit.