Mittwoch, 14. September 2011

Dienstag, 13. September 2011

Wahlblockade.

Am kommenden Sonntag ist es soweit, Berlin wählt mittelbar den oder die neue(n) Regierenden_Innen und alle sind sie mit dabei! Wowi scheint "Berlin zu verstehen", Renate "arbeitet, kämpft und sorgt sich", Frank Henkel hat "100 Lösungen" aber anscheinend keine Probleme dafür, die Piratenpartei wird wohl das Abgeordnetenhaus entern - "harr, harr", die Partei Die PARTEI fährt "MILFs gegen Merkel" auf, die LINKE befindet sich gefühlt irgendwo zwischen Cuba & Kommunismus und die FDP hat den Trend der Zeit erkannt und nähert sich in den Prognosen immer mehr den sozialen Medien an - FDP 2.0.

Es gibt noch viele andere Bewerber auf das Abgeordnetenhaus, aber eine Partei hat es besonders verstanden, Wahlkampf - vorallem Straßenwahlkampf - zu machen.

Gelassen sitzt der ältere Herr mit seinem prächtigen Schnauzbart und seinem feinen Anzug hinter dem Steuer seines Transporters. Auf der Ladefläche befinden sich Kartons mit Prospekten, Aufklebern und sonstigem Tralala, das für einen modernen Guerilla-Straßenwahlkampf von Nöten ist. Untermalt wird das Ganze von einer angenehmem Frauenstimme, die leider durch die blechernden Lautsprecher nicht ganz so charmant erscheint, jedoch mit den Vorzügen der Partei die gesamte Straßenseite beschallt. In unregelmäßigen Abständen holt ein weiterer Mann - so Mitte zwanzig, ohne Schnauzbart, leger gekleidet - immer wieder Utensilien aus den Kartons und verteilt sie - teils mit Gespräch, teils wortlos - an vorbeikommende Passanten. Auf den ersten Blick sieht das nach ganz normalem Wahlkampf aus. Man mobilisiert die letzten Kräfte um die letzten - vielleicht noch unentschlossenen - Wähler ebenfalls zu mobilisieren. Das liegt doch auf der Hand!

Dumm nur, dass der Schuss nach hinten losgeht! Während der junge Mann mit ein, zwei Leuten ins Gespräch kommt und versucht, die (neudeutsch) giveaways an den Mann oder die Frau zu bringen,  legt der Transporter seinen Weg mit einer Höchstgeschwindigkeit vom 6 Metern pro Stunde zurück. Unverblümt wird so die rechte Fahrspur des Kottbusser Damms in Richtung Landwehrkanal blockiert, was in ein mittelschweres Verkehrschaos am Hermannplatz mündet. Vielleicht sollte man eher die im Stau stehenden Autofahrer mit Wahlmaterial versorgen - erstens haben sie nun Zeit und zweitens können sie sowieso nicht fliehen. "Mobilisierung durch Stillstand!" - dass nenne ich Fortschritt, liebe BIG-Partei.      

Inzwischen sollten die Wahlkämpfer am Kotti angekommen sein - das bedeutet 1,5 Kilometer Autopolonaise mit willigen Wählern...und am Ende bekommt man dort sogar zum Dank noch die Frontscheibe geputzt, bravo!
  

Freitag, 9. September 2011

Ruhige 1-Zimmer-Wohnung in zentraler Lage.

Wer nicht gerade den opulenten Raumforderungen von Ludwig XIV. (von Kennern auch gerne "Lui Kattorss" genannt) verfallen ist und nicht unbedingt in einem Schloss wohnen muss, für den klingt das Angebot einer ruhigen 1-Zimmer-Wohnung in zentraler Lage durchaus attraktiv. Genügsame Menschen - fernab des angesagten Minimalismus - wählen, je nach Herkunft "1-Raum-" oder "1-Zimmer-Wohnungen" als Refugium aus, da sie entweder sowieso die ganze Zeit unterwegs sind und ihr Domizil nur zum Schlafen, Essen und der Zelebrierung der ausgiebigen Morgentoilette nutzen oder sie schlichtweg nicht über die finanziellen Mittel für Größeres verfügen.  

Stöbert man so durch das Internet und sucht mehr oder weniger gezielt nach Wohnungen, dann trifft man auf die unterschiedlichsten Angebote in den verschiedensten Städten - ach! Das Angebot, auf das sich diese Überschrift bezieht, kommt aus München. Eine Stadt, die jetzt nicht gerade dafür bekannt ist, Leute aus aller Welt wegen günstiger Mieten und niedrigen Lebenshaltungskosten anzuziehen - dafür zeichnen sich eher die Wiesn, das Bier (Ich liebe Augustiner - Anm. Red.) und die Lederhosen verantwortlich.

So überrascht es kaum, dass dieses wohlklingende Angebot einen Haken haben muss. Man bekommt einen Wohnraum zur Verfügung gestellt, der gerade einmal 35 qm umfasst und für den man dann schlussendlich 580 € berappen darf. "Schlussendlich" trifft es nicht direkt, denn hinter der Formulierung "Weitere Kosten möglich" stecken mindestens noch einmal ca. 30 € Heizkosten monatlich (Jahreszeiten-abhängig). Von Kaution und anderen Kosten ist in dem Angebot noch keine Rede, dazu muss man dann das nette Gespräch mit der Maklerin abwarten, die sich sicherlich - gerade in München - die "uneingeschränkte Provisionsfreiheit" auf die Fahnen geschrieben hat. Nun gilt es, sich die Überschrift erneut anzuschauen. Wer oder was ist eigentlich diese "zentrale Lage"? Ohne sich in Diskussionen und Definitions-Wirrungen zu verlieren sei gesagt: Diese Wohnung ist ebenso zentral wie die Irrungen der deutschen Bildungspolitik, nämlich jarnüscht! Die Kompetenz in Sachen Bildung liegt im Wesentlichen bei den Ländern und "Land" trifft es bei der Beschreibung der Wohnungslage dann auch ganz gut. Dass eine eine "EBK" vorhanden ist, positiviert die Lage nur unwesentlich. Eine "gute Verkehrsanbindung" ist zwar nicht explizit in diesem Angebot erwähnt, jedoch ist diese durch die fußläufig zu erreichende Autobahn mehr als gegeben. Soviel zum Thema Ruhe. Zumindest haben wir die Überschrift auf "1-Zimmer-Wohnung" reduzieren und so den Gegebenheiten anpassen können. Viel zu teuer und hält nicht das, was es vermeintlich verspricht! 

"Da lob ick' ma doch Balin"! Auch die Hauptstadt ist nicht von großen Veränderungen auf dem Wohnungsmarkt verschont geblieben, was sich zwangsläufig natürlich auch in den Mietpreisen widerspiegelt. Teilweise sind Mieterhöhungen ja nur natürlich. Den Rest hat Berlin den Schwaben, Finanzinvestoren, Immobilien-Haien und sonstigen Yuppies zu verdanken. Nun gut.

Nichtsdestotrotz der Senat hat die Zeichen der Zeit erkannt und schon vor längerer Zeit ein neuartiges, innovatives und aus öffentlichen Geldern finanziertes Wohnraumkonzept ("micro flatting") auf den Weg gebracht, um kleinere Wohneinheiten wieder bezahlbar und für die breite Bevölkerung zugänglich zu machen. Gerade für diejenigen die - wie oben schon erwähnt - sowieso immer nur auf Achse sind oder Touristen, ist dies ein attraktives Konzept, da eine Weiter- bzw. Untervermietung jederzeit möglich ist und man somit auch die Last der monatlichen Miete auf mehrere Schultern verteilen kann. Und wenn es einem in seiner aktuellen Behausung nicht mehr gefällt und man doch noch mal in "einem Szene-Kiez wohnen will", dann ermöglicht dies Wohnungsbaugesellschaft modern und schnell. Mit einer eigenen App kann die Verfügbarkeit eines neuen Domizils schnell erfragt werden und bei einem positiven Ergebnis steht dem schnellen Umzug dann nichts mehr im Wege.      

Der Vorteil dieses Modells liegt ganz klar auf der Hand: die hohe Verfügbarkeit und der sehr unbürokratische Ablauf. Zurzeit sind Besichtigungstermine noch jederzeit und ohne Voranmeldung möglich. Die Chancen, bezahlbaren Wohnraum zu bekommen, stehen fast bei 100% und bei Gefallen ist ein sofortiger Einzug ebenso erwünscht, wie die Bezahlung der Miete in Bar vor Ort. Um einen reibungslosen Ablauf der Vermietung zu ermöglichen, wird auf einer Vorauszahlung der Kaution gleichermaßen verzichtet, wie auf die Entrichtung einer  Maklerprovision. Auf Wunsch können Genossenschaftsanteile erworben werden, dazu muss man sich aber gesondert an die entsprechenden Stellen wenden.

Auch bei den "micro flats" hängt die Höhe der Monatsmiete natürlich von der geographischen Lage ab. Vor allem in Mitte werden bis zu  1080 € aufgerufen, wobei dagegen in Spandau, aber auch vereinzelt in Friedrichshain-Kreuzberg und Charlottenburg Buden für 648 € monatlich zu haben sind. Alle Mieten verstehen sich natürlich als "warm", also inklusive aller Nebenkosten und obendrauf wird die komplette Reinigung auch noch von der Hausverwaltung übernommen. Um dem Gedanken des sozialen Wohnungsbaus und der "Barrierefreiheit" gerecht zu werden, sind alle Wohnobjekte größtenteils behindertengerecht eingerichtet und können von körperlich versehrten Personen zu reduzierten Konditionen von 720 € bzw. 432 € in Anspruch genommen werden.

Es gilt eigentlich nur noch dem Senat dafür zu danken, dass durch kluge Investitionen im Bereich des sozialen Wohnungsbaus die Möglichkeit geschaffen wurde, dem Ansturm auf Berlin Herr zu werden und jedem - egal ob Tourist, Schwabe oder Immobilenhai in Ausbildung - die Chance auf Wohnraum zu geben. Besonders sollte man Hans danken, denn ohne seine "micro flats" wäre das alles nicht möglich geworden - ehrlicher und passender als das "Wohnklo mit Kochnsiche" in München sind sie alle mal.

Ms. Heard 1

"Zum Laichen und Sterben ziehen die Sachsen den Fluss hinauf" - Thees Uhlmann

Donnerstag, 1. September 2011

Verpasste Chancen.

Jetzt, wo der Transfermarkt sein Fenster geschlossen hat, um für den bevorstehenden Winter ein bisschen Wärme in die eigenen Vierwände zu bekommen, ist es an der Zeit auf die Wochen zurückzublicken, in denen das Leben ohne den Pfiff des Tages, der Sport1 Spieltaganalyse und den geistreichen Kommentierungen von Jörg Dahlmann fast ein wenig sinnlos erschien.


Objektiv betrachtet hat Real Madrid wieder viel zu viel von dem ausgegeben, was sie sowieso nicht haben, also Geld. Barca hat das Triple jetzt für die nächsten 8 Jahre direkt bei der UEFA und der LFP beantragt und Paris St. Germain darf sich jetzt ohne Scham "les citoyens" nennen. Die selbigen aus Manchester haben jede Position im Sturm und Mittelfeld nun 12-fach besetzt, um bei verletzungsbedingten Ausfällen nicht Hals über Kopf in den Abstiegskampf zu geraten - wohl dem, der vorausschauend plant. Von boquerones über burgués zu ciudadanos ist es auch nicht mehr weit, so dass der FC Malaga wohlmöglich bald die Phalanx von "El Clásico" brechen könnte. Arsène Wenger wundert sich, dass man nach dem Verkauf von Cesc Fàbregas und Samir Nasri gegen Manchester United nicht mit gefühlten fünf Mann bestehen kann und hat noch fix Per Mertesacker aus Bremen geholt, um beim nächsten Pflichtspiel die vorgeschriebene Mannschaftsgröße von elf Mann quantitativ und auch qualitativ wieder auf dem Platz aufbieten zu können.


Der FC Bayern hat "oan Neuer" im Kasten und "oan Alten" auf der Bank. Roman Abramowitsch hat es wiederum geschafft - völlig unbemerkt von der Weltöffentlichkeit - eine Franchise-System zu etablieren, um dieses erfolgreich nach Deutschland zu exportieren. Wladimir Illjitsch (Frank) Arnesen bedient sich nonchalant bei seinem früheren Brötchen- und jetzigem Franchisegeber und hofft fortwährend mit seinen kleinen Strolchen doch noch die Gymnasial-Empfehlung zu erhalten. Ob Fußballlehrer Oenning dafür der Richtige ist und der HSV sein Herzblatt wird, entscheidet eher die (die hoffentlich einstellige) Anzahl der Gegentore und die auf dem Spielfeld zurückgelegten Zentimeter der Mannschaft pro Spiel, als Rainhard Fendrich.


Der Meister hat sich nur punktuell mit vielversprechenden Perspektivspielern verstärkt und Horst Held versucht das Chaos aufzuräumen, dass der Hurrican "Felix" - sowohl in finanzieller Sicht, als auch in punkto Kaderzusammenstellung - hinterlassen hat. Im Übrigen entrümpelt Tine Wittler zurzeit auf RTL erfolgreich und mehr oder minder umsonst komplett vom Messi-Syndrom im Mitleidenschaft gezogene Häuser. Dies in Kombination mit Peter Zwegat scheint mir besser auf Schalke zu harmonieren als Rangnick und Raul es wohl jemals tun werden. Wobei mich schon interessieren würde, wie Frau Wittler el señor komplett in Blumen-Deko gehüllt in die IKEA-Aufbewahrungsbox "KNIPSA" drappieren würde.


Wie vorangegangen schon erwähnt, darf einer hier nicht fehlen - Felix Magath. Vielleicht vermag es zu einfach erscheinen auf einem herumzukloppen, der alles zum VFL Wolfburg transferiert, was einmal Rang und Namen hatte und gerade noch so - ohne Unterstützung eines Zivildienstleistenden - mit letzter Mühe geradeaus laufen kann. Bei genauerer Betrachtung muss einem aber Angst und Bange davor sein, dass Magath nicht noch den MTV Giffhorn, seines Zeichens niedersächsischer Landesligist und von der Autometropole gerade einmal 30-Phaetonminuten entfernt, für das Fußballoberhaus nachmeldet, um jedem Mitglied seines Kaders genügend Erstliga-Minuten in Aussicht stellen zu können. Die momentane Kadergröße des VFL lässt wohl selbst einen Roberto Mancini vor Neid erblassen.


Nun ist es an der Zeit zurückzublicken und den verpassten Chancen von Felix Magath nachzutrauern. Folgende Persönlichkeiten hätten dem VFL gut zu Gesicht gestanden und das Gesamt-Arrangement abgerundet:

  • Lothar Matthäus: Will seit Jahren wieder zurück in die Bundesliga und darf bei vakanten Positionen nicht ungenannt bleiben. Komisch nur, dass er sich nicht selbst ins Gespräch gebracht hat.
  • Roberto Carlos: Fühlt sich in Dagestan bestimmt nicht mehr wohl und für ihn wäre es ein Traum, sein 9.998 Pflichtspiel in der Bundesliga absolvieren zu dürfen.
  • Marco Vorbeck: Für Felix Magath holt er bestimmt noch einmal die Schuhe vom Nagel und "trinkt danach einen Sekt vielleicht".
  • Ailton: Erfüllt das Anforderungsprofil des VFL und Magaths zu 100 %, denn "Ich muss an die Zeit nach dem Fußball denken, denn ich kann doch nichts anderes als kicken".
  • Ali Karimi und Angelos Charisteas: Never change a winning team.
  • Paul Freier: Guter Kumpel von Sebastian Schindzielorz, hat jedoch zurzeit Vertrag beim VFL Bochum.

Und zu Guter Letzt darf ein ganz wichtiger Mann in dieser Aufzählung nicht fehlen: Alex Walser. Wer sich jetzt verwundert fragt, wer das überhaupt ist und wo dieser denn zuletzt gespielt hat, dem sei gesagt: nirgends! Zumindest nicht  professionnel und/oder international. Alex Walser ist derjenige, der Felix Magath zurzeit wohl meisten helfen könnte, den keiner hat bisher mehr bewiesen, wie man mit Ramsch Erfolg haben kann, als er. Nicht umsonst fragt er einleitend auf seiner Seite passend und nahezu süffisant  : "Ihr Schnäppchen-Laden läuft schlecht?". Also Felix, auf geht's nach Bad Gandersheim!